Die Pflege des Pferdes

 

Die Gesundheit des Pferdes ist wesentlich von einer fachgerechten Pflege abhängig. Dazu gehören:

  • das regelmäßige und gründliche Putzen
  • fachgerechte Hufpflege und, wenn erforderlich, Hufbeschlag
  • präventive medizinische Versorgung

In der freien Wildbahn wurde die Fellpflege vom Wildpferd selbst durch Wälzen, Scheuern an z.B. Bäumen und soziale Fellpflege mit Artgenossen bewerkstelligt. Die Hufe nutzten sich auf den Wanderungen auf unterschiedlichsten Böden von selbst ab. Die natürliche Auslese merzte gnadenlos alle durch Verletzungen und/oder Erkrankung lebensuntüchtig gewordenen Tiere aus. Durch die Domestikation änderten sich die Lebensumstände der Pferde grundlegend. Der Mensch übernahm die Pflege des Fells und der Hufe, Krankheiten und Huf-Anomalien waren nicht länger ein Todesurteil, sondern wurden behandelt, oft geheilt. Allerdings wurde die Veranlagung für viele unerwünschte Fehlbildungen durch Vererbung weitergegeben, wobei zumindest eine davon erwünscht war: Nämlich die seitlich abkippende lange Mähne.

Pferdepflege

Die tägliche Putzpflege bezweckt zum einen die Reinigung der Haut und der Haare von Staub, Schmutz und Hautabsonderungen wie Schuppen und Schweiß, zum anderen eine Massage, welche die Durchblutung der Haut und des Unterhautbindegewebes sowie der Hautatmung fördert. Außerdem erhöht das Putzen, sofern es fachgerecht erfolgt, das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter und gibt letzterem Gelegenheit, nicht nur die Tagesform seines Pferdes bereits vor dem Reiten zu erkennen, sondern auch kleinste Verletzungen aufzuspüren.

Die Ausrüstung

Das Putzzeug des Pferdes besteht aus:

  • Reform- oder Eisenstriegel
  • Gummistriegel
  • Nadelstriegel (auch Massagebürste genannt)
  • Kardätsche
  • ev. eine Wurzelkartätsche
  • ev. extra eine kleine Kopfkartätsche
  • Wurzelbürste
  • Mähnenkamm
  • Hufkratzer
  • 2 Schwämmen
  • Schweißmesser
  • Huffett mit Pinsel

Bei Verwendung von Putzzeug wie auch von elektrischen Putzgeräten muss jedes Pferd sein eigenes Putzzeug haben. Nur so kann die Übertragung von Hauterkrankungen und Ektoparasiten (z.b. Milben) verhindert werden.

Weiteres, vom Handel angebotenes Putzzeug ist nicht erforderlich, auch wenn dieses von der Werbung gerne suggeriert wird. Sinnvollerweise bewahrt man das Putzzeug in einer tragbaren Kiste auf. Hat diese sogar einen Deckel, wird eine unnötige Verschmutzung durch Staub und herumfliegende Einstreu verhindert. Dass das Putzzeug peinlichst sauber gehalten werden sollte, versteht sich von selbst.

Pflege von Fell und Langhaar

Ein einmaliges, tägliches und gründliches Putzen ist neben der Versorgung nach der Arbeit erforderlich. Es muss zügig und energische geputzt werden. Stundenlanges, ausgiebiges Putzen macht Pferde nervös, irritiert die empfindliche Haut und verursacht eine unerwünschte, vermehrte Schuppenbildung. Bei Pferden, die nicht in geschlossenen Ställen leben, zerstört zu intensives Putzen die Fett- und Staubschicht, die es vor Witterungseinflüssen schützen.

Ein geputztes Pferd muss am ganzen Körper sauber sein, auch unter der Mähne, dem Bauch und an den Beinen. Die Hufe müssen sorgfältig gereinigt und gepflegt werden. Zum täglichen Putzen muss das Pferd aus der Box geholt werden, da sonst die Einstreu und das Futter/die Krippe verunreinigt werden. Außerdem sieht man mehr und kann besser arbeiten. Wo die Möglichkeit besteht, an der frischen Luft zu arbeiten, sollte diese Möglichkeit genutzt werden.

In der Stallgasse wird das Pferd beidseitig angebunden, um Spielereien und Untugenden von vornherein zu unterbinden. Das Anbinden sollte mit sicheren, aber leicht zu lösenden Knoten erfolgen, die Stricke sollten über Panikhaken verfügen. Man beginnt in der Regel auf der linken Seite und arbeitet von vorne nach hinten. Zunächst raut man das Fell mit dem Eisenstriegel auf. An empfindlichen Partien verwendet man dafür den Gummistriegel. So befreit man das Fell von stärkeren Schmutz- und Schweißkrusten. Man verwendet die Striegel niemals für Körperteile, an denen die Fleischpolster fehlen, wie Kopf, Gelenke und Hüftknochen. Diese reinigt man mit der Wurzelbürste.

Nach dem Durchstriegeln bürstet man den gelösten Schmutz mit der Wurzelbürste oder einer Wurzelkardätsche ab. Dann putzt man mit der Rosshaarkartätsche gründlich nach, dabei streift man die Kardätsche nach jedem Strich am Striegel ab. Es empfiehlt sich, dafür den Nadelstriegel zu verwenden, da er nicht nur den ausgeputzten Staub, sondern auch die losen Haare aus der Kardätsche entfernt. Von Zeit zu Zeit klopft man den Nadelstriegel am Boden aus. Zum Schluss wird der Kopf geputzt. Dazu nimmt man das Halfter herunter und legt es um den Hals. Nun wird der Kopf vorsichtig gereinigt. Dabei auch unter dem Schopf und die Trensenlage putzen!

Versteckt liegende und schwierig zu reinigende Stellen wie z.B. die Innenseite der Beine und Fesselbeugen dürfen nicht vernachlässigt werden. Durch abschließendes Abwischen mit z.b. einem Putzhandschuh aus Fell oder einem Kaktustuch können letzte Staubreste entfernt werden. Augenwinkel, Nüstern, Maulspalte, Unterseite der Schweifrübe und After müssen täglich mit einem Schwamm ausgewaschen werden. Dabei sollte man für Kopf und After verschiedene Schwämme benutzen. Bei Hengsten und Wallachen werden der Schlauch außen und innen, bei Stuten Vulva und Euter mit handwarmen Wasser von den Smegmakrusten und anderem Schmutz gereinigt.

An warmen Tagen sind Waschungen zu empfehlen, eine vollständige Trocknung muss jedoch gewährleistet sein. Die Verwendung von Shampoos sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, da sie die Haut jeglicher schützender Fettschicht berauben und sie dann austrocknet und dadurch rissig und wund werden kann. Auch die Anwendung von sogenannte Glanzsprays sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, da sie den Schutz der haut auf chemischen Wege angreifen und zerstören. Abwaschen beanspruchter Stellen wie Sattel- und Gurtlage mit Essigwasser kräftigt dagegen die Haut und beugt Scheuer- und Druckstellen vor.

Die Pflege des Langhaars

Der Schweif wird ausschließlich von Hand verlesen und von Zeit zu Zeit gewaschen. Das so beliebte Ausschneiden oder Verziehen der Schweifrübe beraubt das Pferd seines Schutzes vor Regen und sollte unterbleiben. Auch reizen die nachwachsenden Haare das Pferd unnötig. Es genügt völlig, bei entsprechenden Anlässen den oberen Teil der Schweifrübe einzuflechten. Damit sich das Pferd beim Rückwärtstreten nicht auf den Schweif tritt, wird dieser in Höhe der hinteren Fesselgelenke gleichmäßig gekürzt. Der Schweif eines Fahrpferdes wird kürzer gehalten, damit er sich nicht im Ortscheit verfängt.

Die Mähne wird ebenfalls von Hand verlesen und dann vorsichtig durchgekämmt. Häufiges Einflechten lässt die Haare brechen. Wo diese Einflechten oft erforderlich sein sollte (Turnierpferde), sollte die Mähne handbreitlang frisiert werden. Ansonsten sollte das ebenfalls so beliebte Verziehen der Mähne unterbleiben. Es ist eine unnötige Quälerei für das Pferd. Nur bei extrem dicken Mähnen, unter denen die Pferde unnötig schwitzen, kann z.b. eine Stehmähne zweckmäßiger sein als das volle Langhaar. Auch bei unkorrekten, zu dicken oder zu dünnen Hälsen kann eine Mähnenfrisur für einen optischen Ausgleich sorgen.

Die Fesselhaare abzuscheren, um das Pferd besonders edel erscheinen zu lassen, ist unsinnig. Die ungeschützte Fesselbeuge wird durch Schmutz und Nässe gereizt, so dass die gefürchtete Mauke entstehen kann. Wo die Fesselhaare gekürzt werden müssen, sollte an den Köten ein spitz zulaufender Zopf stehen bleiben, damit das Wasser über den Ballen hinweg auf die Erde abtropfen kann. Von den übrigen langen Haaren dürfen nur die über die Ohrmuschel hinausragenden und die am unteren scharfen Rand der Kinnbacken wachsenden harten langen Haare abgeschnitten werden. NIEMALS dürfen die Haare in den Ohren sowie die Tasthaare an Augen, Nüstern und Maul durch Abschneiden oder Ausreißen entfernt werden.